Spannendes Referat von Dipl. Sport-Mentaltrainer Stefan Runne / Schweigeminute für verstorbenes Ehrenmitglied Dekan Walter Schmitt

„Mit dem Geist kann man Rekorde brechen“

Fußballkreis Bruchsal (von Hans-Joachim Of)

Vorsitzender Marcel Martin konnte bei der jüngsten Quartalssitzung der „Fußballtrainer-Vereinigung Kreis Bruchsal“, die beim TuS Mingolsheim abgehalten wurde, eine große Zahl aktiver und passiver Übungsleiter aus der Region begrüßen. Zunächst gedachte man mit einer Schweigeminute seinem am 22. Februar im Alter von 93 Jahren verstorbenen Ehrenmitglied Dekan Walter Schmitt aus Bruchsal. Der in der Barockstadt geborene katholische Seelsorger, war mit dem Fußball eng verbunden, gründete die DJK Bruchsal, war von 1964 bis 1993 „Gefängnispfarrer“ und mitverantwortlich für die Gründung eines Fußballvereins in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal (JVA) und sogar für kurze Zeit Vize-Präsident des KSC und dort Ehrenmitglied. Walter Schmitt, auch Ehrenmitglied beim Badischen Fußballverband (BFV) und Inhaber der DFB-B-Lizenz, stellte nicht nur die Verbindung zu den Kreisvereinen her, die ebenso wie die Mannschaft der Trainervereinigung oftmals gegen eine Auswahl der JVA-Insassen zu Freundschaftsspielen hinter den Gefängnismauern antraten. Im Jahre 1970 hatte Alt-Bundestrainer Sepp Herberger mit seiner Frau Eva auf Einladung des damaligen Anstaltspfarrers Walter Schmitt die JVA Bruchsal besucht. Mit Herbergers Motto: „Wer oben ist, darf die unten nicht vergessen“, sprach er Dekan Schmitt aus dem Herzen. Dieser hatte erreicht, das sich die Sepp-Herberger-Stiftung bei der Erstellung eines Kunstrasenplatzes engagierte und die JVA Bruchsal unterstützte. Die Trainergemeinschaft Bruchsal wird Walter Schmitt, der auch im Ruhestand Lebensfreude und Humor ausstrahlte und eine starke, soziale Gesinnung hatte, in bester Erinnerung behalten. Als äußeres Zeichen legte jetzt Vorstandsmitglied Johann Genzer im Namen der Fußballcoaches aus der Region Bruchsal am Grab des Verstorbenen eine Blumenschale nieder. Im Mittelpunkt der Zusammenkunft stand ein Fachvortrag von Dipl. Sport-Mentaltrainer Stefan Runne aus Waghäusel, der in einer Powerpoint-gestützten, spannenden Rede zum Thema „Fußball-Mental-Training im Amateursport“ referierte und Beispiele aus der Praxis aufzeigte. „Will ich ein Rennpferd oder ein Ackergaul sein?“, warf er die rhetorische Frage in den Raum und überzeugte mit der Feststellung, dass in der Vorbereitung auf ein Spiel das Wort „bereit“ enthalten ist. Dabei seien die Grundsäulen „Ziele“, „Fokus auf das Wesentliche“, „Selbstvertrauen“ und „Reflexion“ von enormer Wichtigkeit. „Mentale Stärke bestimmt unser ganzes Sein“, so der frühere Jugend- und Seniorenspieler- und Trainer, der seit 2016 sowohl mit Fußball-Profis im Einzelcoaching wie auch mit Amateuren arbeitet und den Begriff „mental“ mit: „Mentale Stärke ist die Fähigkeit, sich ungeachtet der äußeren Situation zu seiner oberen Leistungsgrenze zu bewegen“, beschreibt. Dass mentale, also innere, Stärke im genetischen Code eines Fußballers verankert sei, wäre eine falsche Sichtweise, ein Mythos. Stefan Runne („Lerne von den Profis“) zitierte den erfolgreichen, amerikanischen Sport-Psychologen und Autor Dr. James E. Loehr, der mit seinem aktuellen Lesewerk „Die neue mentale Stärke“ auf sportliche Bestleistungen durch mentale, emotionale und physische Konditionierung eingeht und sagt: „So wie wir unsere körperliche Belastbarkeit trainieren können, können wir auch unsere mentale Belastbarkeit stärken“. Dabei könne man durch Körpersprache und Mimik die Chemie unseres Körpers verändern und mit Druck umgehen. In den richtigen Momenten müsse man Zuversicht, Gelassenheit und Siegessicherheit ausstrahlen. Die wichtigste Rolle: „Ein Sportler muss einfach die Rolle des Siegers einnehmen. Ganz gleich, wie der Spielstand ist. Ganz gleich, wie er sich gerade fühlt. Er muss den Sieger spielen“. Dies wäre, informierte Runne, die wichtigste Voraussetzung für das Wettkampf-ich. „Alles, was du dir vorstellen kannst, ist auch möglich“. Stefan Runne nannte die gegensätzlichen Begriffe „Angst/Freude“, „Verlieren/Gewinnen“ und „Schwäche/Stärke“. Mit dem Geist könne man Rekorde brechen und wenn man dies verstanden hätte, würde man es auch schaffen. Wie Mentaltraining funktioniert? Runne: „Voraussetzung ist ein detailliertes Vorstellungsvermögen für Spiel-, oder Trainingssituationen“. Dabei seien Dinge wie „Eigene Erwartungshaltung“, „Erwartungshaltung an Mitspieler“, „Erwartungshaltung im Team“ und „Erwartungshaltung Trainer“, elementare Bausteine. Dabei könne man Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein durch Selbstreflexion und einer Stärken/Schwäche-Analyse erwerben. Am Ende des über 60-minütigen Vortrags gab es vom Auditorium langen Beifall für den interessanten Beitrag eines Experten. Homepage: www.der-fussball-mental-trainer.de Letztlich gab Vorsitzender Marcel Martin aus Tiefenbach die nächsten Termine mit Praxiseinheiten, Fußball-Golf-Turnier und Mitgliederversammlung bekannt und Ehrenvorsitzender Werner Knaus aus Kraichtal schlug den langjährigen Kassierer Johann Genzer aus Stettfeld als neuen Ehrenbeauftragten der Trainergemeinschaft vor. Dieser erklärte sich bereit, das Amt zu übernehmen.

Text/Foto: Hans-Joachim Of

Bild zeigt Sport-Mental-Trainer Stefan Runne beim Vortrag